Auch in diesem Jahr ist die Brüder Grimm-Gesellschaft wieder mit einer Ausstellung auf dem Hessentag vertreten, der vom 20.5. bis 1.6.2016 in der mittelalterlichen Stadt Herborn stattfindet. Präsentiert wird die Ausstellung in der Sparkasse Herborn ganz am Beginn der Hessentagsstraße (Bahnhofstraße 7-9, 35745 Herborn). Jacob und Wilhelm Grimm haben mit ihren berühmten “Kinder- und Hausmärchen” Weltruhm erlangt. Übersetzungen lassen sich in mehr als 170 Sprachen nachweisen, und die Gesamtauflage aller Einzel-, Teil- und Gesamtauflagen dürfte inzwischen die Milliardengrenze weit überschritten haben. Die Brüder Grimm sind in Hanau geboren, haben ihre Kindheit und frühe Jugend in Steinau an der Straße verbracht, studierten an der Hessischen Landesuniversität zu Marburg die Rechte und haben schließlich in Kassel, der ehemaligen Haupt- und Residenzstadt Kurhessens mehr als dreißig Jahre gewirkt, ehe sie nach Göttingen und zuletzt nach Berlin gingen. Sie sind aber nicht nur die Begründer der modernen Märchen- und Sagenforschung, sondern haben auch die moderne Germanische, Romanische und Slawische Sprach- und Literaturwissenschaft maßgeblich geprägt. Außerdem haben sie als politisch handelnde Gelehrte einen bedeutenden Beitrag für die Einheit und Freiheit Deutschlands – Jacob Grimm saß 1848 beispielsweise als Abgeordneter in der Ersten Deutschen Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche – geleistet. Weniger bekannt ist, daß der Vater Philipp Wilhelm Grimm an der Hohen Schule in Herborn studierte. Das ist der Anlaß für die zum Hessentag 2016 präsentierte Ausstellung. Philipp Wilhelm Grimm war das zehnte Kind des protestantischen Pfarrers Friedrich Grimm (1707–1777) an der Steinauer Katharinenkirche und seiner Frau Christiane Elisabeth Heilmann (1715–1754) aus Birstein. Er wurde am 19. September 1751 in Steinau an der Straße geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums zu Schlüchtern nahm er am 1. Juni 1771 das Studium der Rechte in Hanau auf und setzte dieses darauf an der Hohen Schule zu Herborn und an der hessischen Landesuniversität zu Marburg fort. Am 23. Juli 1778 wurde er zunächst Hofgerichtsadvokat in Hanau, am 19. September Stadt- und Landschreiber (seit 1787 mit dem Titel Stadtsekretär) für die Altstadt Hanau und das Amt Büchertal. Am 23. Februar 1783 heiratete er in Hanau die Tochter Dorothea (1755–1808) des Kasseler Kanzleirates Hermann Zimmer und hatte mit ihr neun Kinder, von denen sechs das Kindalter überlebten. Ihre beiden ältesten Söhne Jacob (1785–1863) und Wilhelm (1786–1859) wurden als Märchensammler und Sprachforscher in aller Welt bekannt; ihr jüngster Sohn Ludwig Emil (1790–1863) machte sich als Zeichner, Radierer und Maler in der hessischen Kunstgeschichte einen Namen. Am 13. Januar 1791 wurde Philipp Wilhelm Grimm als Amtmann für die Ämter Steinau und Schlüchtern nach Steinau versetzt, wo die Familie das heute noch wohlerhaltene Amtshaus bezog. Er starb in seinem 45. Lebensjahr am 10. Januar 1796 an den Folgen einer Lungenentzündung und wurde auf dem Kirchhof zu Steinau begraben. In der Ausstellung der Brüder Grimm-Gesellschaft werden zum einen verschiedene Dokumente zu Philipp Wilhelm Grimm und seiner Zeit an der Hohen Schule zu Herborn gezeigt, zum anderen wird das Leben und Wirken seiner berühmten Söhne Jacob und Wilhelm Grimm in neuer Form vorgestellt. Die Exponate entstammen Bad Homburger, Berliner, Marburger und Kasseler Sammlungen. Die Ausstellung wurde großzügig unterstützt von der Hessischen Staatskanzlei und der Sparkasse Dillenburg-Herborn.