Ausstellung: Grimms Märchen im Jugendstil
Die Brüder Grimm-Gesellschaft bereitet in Zusammenarbeit mit der Museumslandschaft Hessen-Kassel eine Ausstellung zur Rezeption der Grimmschen Märchen in der Zeit des Jugendstiles vor.
Im Mittelpunkt dieser Ausstellung steht die Illustrationsgeschichte der Kinder- und Hausmärchen am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ein großes Hauptwerk der deutschen Märchenillustration des Jugendstils, der etwa zehn Meter lange Märchenfries der aus Breslau stammenden und später in München, Berlin und Königsberg i.Pr. wirkenden Künstlerin Gertrud Kohrt (verh. Pfeiffer-Kohrt; 1875–1939) konnte die Brüder Grimm-Gesellschaft kürzlich erwerben und mit Mitteln der Kasseler Fieseler-Stiftung restaurieren (siehe dazu auch die beiden Aufsätze im "Brüder Grimm-Journal" (Heft 9 und 10). Der Fries wird erstmals im Landesmuseum ausgestellt werden.
Die allererste Illustration eines Grimmschen Märchens schuf 1818 Ludwig Emil Grimm (1790–1863), der „Malerbruder“ der berühmten Kasseler Märchensammler und Sprachforscher, und zwar als Frontispiz für den ersten Band der zweiten Auflage ihrer Sammlung (1819) zu dem Märchen „Brüderchen und Schwesterchen“. Mit der nachfolgenden niederländischen Teilausgabe von 1820, die vier Bilder eines anonymen Künstlers enthielt, vor allem aber mit der englischen Ausgabe von 1823 mit zahlreichen Radierungen von George Cruikshank (1792–1878) erhielt das Märchenbild großen Auftrieb. Dies zeigen in der Folge die mit sieben Bildern wiederum von L.E. Grimm – später von Ludwig Pietsch (1824–1911) und Paul Meyerheim (1842–1915) – gestaltete „Kleine Ausgabe“, die bis zum Ersten Weltkrieg mehr als fünfzig Auflagen erreichte und die beiden großformatigen Radierungen in Arabeskenform von Eugen Napoleon Neureuther (1806–1882). In der Reihe der Münchner und Stuttgarter Bilderbogen sowie auf verschiedenen Ausschneidebogen für das Kindertheater kamen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts Dutzende von Märchendarstellungen heraus.
Gleichzeitig wurden prächtige Ausgaben mit farbigen Lithographien gestaltet, die im Jugendstil ihren Höhepunkt erreichten. Bedeutende Impulse für die Märchenillustration kamen dabei wiederum aus England, vor allem durch Walter Crane (1845–1915) und Arthur Rackham (1867–1939). In der Jahrhundertwende schufen die Wiener Künstler Heinrich Lefler (1863–1919) und Joseph Urban (1872–1933) herausragende Kompositonen, in Hessen gestaltete Otto Ubbelohde (1867–1922) mehr als 450 Federzeichnungen, die in drei Bänden in der in Leipzig von 1907 bis 1909 im Turm-Verlag verlegten Ausgabe publiziert wurden. Im Scholz-Verlag zu Mainz sowie im Molling-Verlag zu Hannover kamen herausragende querformatige Märchenbücher heraus, für die beispielsweise Julius Diez (1870–1957) oder Hanns Anker (1873–1950) besonders eindrucksvolle Bilder schufen. Die Ausstellung wird aus den reichen Kasseler Sammlungen sowie auch aus Privatbesitz die wichtigsten Künstler des Jugendstils vorstellen.
Die Ausstellung wird vom 28. November 2019 bis 31. Januar 2020 im Wappensaal des Landesmuseums am Brüder Grimm-Platz 1 zu sehen sein. bl