Marburg

Brüder Grimm-Preis für Heide Wunder

Die Historikerin Prof. Dr. Dr. h.c. Heide Wunder erhält am 24. November 2017 den Brüder Grimm-Preis der Philipps-Universität Marburg, Foto: Thorsten Stöber, Bad Nauheim

Verleihung des Brüder Grimm-Preises 2017 der Philipps-Universität Marburg an Prof. Dr. Dr. h.c. Heide Wunder

Freitag, 24. November 2017, 18.00 Uhr
Aula der Alten Universität, Lahntor 3
Laudationes: Prof Dr. Inken Schmidt-Voges (Philipps-Universität Marburg) und Prof. Dr. Stefan Brakensiek (Universität Duisburg-Essen)
Festrede der Preisträgerin Prof. Dr. Dr. h.c. Heide Wunder

Am 24. November 2017 nimmt die Historikerin Prof. Dr. Dr. h.c. Heide Wunder in der Aula der Alten Universität in Marburg den Brüder Grimm-Preis 2017 entgegen. Sie spricht an diesem Abend über „Das Selbstverständliche denken – mit den Brüdern Grimm“.
„Durch ihre Forschungsleistungen zählt Heide Wunder zu den bedeutendsten Vertreterinnen der Geschlechtergeschichte im deutschsprachigen wie im internationalen Raum“, begründet die Preiskommission ihre Wahl. „Ihre Studien zur Frauen- und Geschlechtergeschichte haben deutlich gemacht, dass „gender“ keine Ideologie ist, sondern eine zentrale Forschungsrichtung, die sich mit der Entstehung, dem Wandel und den Konstruktionsbedingungen von Geschlechterverhältnissen als einer Grundkategorie sozialer Ordnung auseinandersetzt und damit deren Historizität und Gestaltbarkeit unterstreicht.“

Heide Wunder hat ein breites Oeuvre vorgelegt, das neben der Sozial- und Verfassungsgeschichte des ländlichen Raumes zahlreiche Arbeiten zur Rechts-, Wirtschafts-, Kultur-, Politik- und Wissensgeschichte enthält. Ihre 1992 veröffentlichte Monographie „Er ist die Sonn’, sie ist der Mond. Frauen in der Frühen Neuzeit“ gilt als grundlegende Arbeit zur frühneuzeitlichen Geschlechtergeschichte. Bis 2004 war Wunder Professorin für Sozial- und Verfassungsgeschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Kassel. Sie ist Mitbegründerin des Internationalen Forschungsnetzwerkes „Gender Difference in the History of European Legal Cultures“ und war Mitherausgeberin zweier wissenschaftlicher Reihen sowie der Zeitschrift „Historische Anthropologie“. Im Jahr 2008 wurde Heide Wunder mit der Ehrendoktorwürde der Universität Basel ausgezeichnet.
Mit dem Brüder Grimm-Preis würdigt die Philipps-Universität Marburg alle zwei Jahre hervorragende Leistungen auf den Forschungsgebieten der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm, insbesondere den Sprach- und Literaturwissenschaften, der Volkskunde / Europäischen Ethnologie, der Rechtsgeschichte und der Geschichtswissenschaft. Die Auszeichnung ist mit einer Medaille und 5.000 Euro Preisgeld verbunden. Die Preisverleihung in der Aula der Alten Universität ist öffentlich.

Programm:
· Begrüßung Prof. Dr. Katharina Krause (Präsidentin der Philipps-Universität Marburg)
· Grußwort Ministerialrat Reinhard Schinke (Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst)

Laudationes Prof. Dr. Inken Schmidt-Voges (Philipps-Universität Marburg)
Prof. Dr. Stephan Brakensiek (Universität Duisburg-Essen)
· Überreichung des Brüder Grimm-Preises 2017 an Prof. Dr. Dr. h.c. Heide Wunder

· Festvortrag der Preisträgerin: „Das Selbstverständliche denken – mit den Brüdern Grimm“
· Empfang im Kreuzgang der Alten Universität

Bildunterschrift: Die Historikerin Prof. Dr. Dr. h.c. Heide Wunder erhält am 24. November 2017 den Brüder Grimm-Preis der Philipps-Universität Marburg, Foto: Thorsten Stöber, Bad Nauheim

Weitere Informationen:
Ansprechpartnerin:
Prof. Dr. Inken Schmidt-Voges
Philipps-Universität Marburg
Seminar für Neuere Geschichte
Tel: 06421 28-24612
E-Mail: inken.schmidtvoges@uni-marburg.de

Grimms Märchen - Frauenliteratur?

Ruth Klüger - Frankfurter Buchmesse 2010.jpg

Die germanistische Literaturwissenschaftlerin Ruth Klüger wurde am 31. Oktober von der Universität Marburg mit dem Brüder-Grimm-Preis 2014 ausgezeichnet. Im Blog "Ich. Heute. 10 vor 8." der Frankfurter Allgemeinen Zeitung online ist ihre Preisrede, die sich der Frage widmet, ob es sich bei den Märchen der Brüder Grimm um "Frauenliteratur" handelt, im Wortlaut widergegeben:

Die Vorbedingung dieses Erfolgs war eine der bewundernswerten Eigenschaften der Brüder, nämlich dass sie zuhören konnten. Das ist nicht so selbstverständlich, wie es klingt; denn sie waren Professoren, die von Beruf aus Zuhörer hatten, nicht Zuhörer waren. Und nun schon gar, Frauen ernst genug zu nehmen, um das, was diese erzählten, fleißig aufzuschreiben!

Am 21.11. veröffentlicht FAZ.NET zusätzlich einen Kommentar mit dem Titel
"Soziale Systeme - Wer erzählt hier Märchen?" von Tilman Spreckelsen, der sich kritisch mit dieser These auseinandersetzt:

So einleuchtend das ist, so verlockend die Vorstellung, die Brüder Grimm hätten durch bloßes Zuhören und Mitschreiben auch eine weibliche Perspektive verbreitet, die sonst in der Schriftkultur kaum wahrgenommen wurde - so anfechtbar sind die Prämissen, die zu dieser Vorstellung führen.

Quellen:
Uni Marburg: Verleihung des Brüder Grimm-Preises 2014 an die Autorin Ruth Klüger
WDR: Ruth Klüger mit Brüder-Grimm-Preis ausgezeichnet
Ich. Heute. 10 vor 8. (FAZ.NET): Grimms Märchen als Frauenliteratur
FAZ.NET: Soziale Systeme - Wer erzählt hier Märchen?
Foto: Ruth Klüger - Frankfurter Buchmesse 2010 von Lesekreis - Eigenes Werk. Lizenziert unter CC0 über Wikimedia Commons